Vor einigen Wochen haben die Krawallbrüder ihre Tourdaten veröffentlicht. War es noch zuvor der Rosenhof, der die Band und die meist mindestens rechtsoffenen Anhänger*innen mit Kusshand begrüßt hat, ist es im Oktober diesen Jahres die ehemalige Kult-Diskothek Hyde Park in Osnabrück. Was vor einigen Tagen allerdings bekannt wurde, schlägt dem Fass den Boden aus.
Am 29. März 2018 sollte im benachbarten Enschede (NL) ein Supporter-Konzert der Band Frei.Wild stattfinden. Vor einigen Tagen verkündete der Veranstaltungsort, das ATAK, seine Insolvenz und strich alle Konzerte von ihrem Angebot. Auf der Homepage der Band wurde mitgeteilt, dass sie sich um eine Alternative bemühen und fanden sie im Hyde Park.
Wir wollen hier nicht erneut auf die Kritik der bisher genannten Bands eingehen und gehen davon aus, dass die aufgeklärte Leser*innenschaft unserer Artikel ihr eigenes Bild zu den Krawallbrüdern und Frei.Wild gemacht hat und verweisen auf aussagekräftige Veröffentlichungen.
Der Hyde Park wurde 1976 durch Conny Overbeck in Osnabrück eröffnet und bot über viele Jahre, mit Alleinstellungsmerkmal, überwiegend Punks eine musikalische und soziale Herberge. Bundesweite Aufmerksamkeit erhielt der Hyde Park 1983, als sich aufgrund einer temporären Schließung und einem Umzug mehrere Tausend Personen an Protesten und Straßenschlachten mit der Polizei beteiligten. Auch am neugewählten Standort des Hyde Parks hielt sich dieser über viele Jahre als empfehlenswerter Tipp der alternativen Szene über Wasser und hatte sich den Namenszusatz Kult-Diskothek erkämpft und verdient.
Einen zu erwartenden Negativknick bekam der Park 2003, als dieser den Böhsen Onkelz ihre Bühne anbot (1) und weitere unrühmliche Meilensteine folgten. Im Jahr 2013 häuften sich Berichte von besuchenden Punks, dass dort eine Gruppe von Nazis versuchen würde, sie zu vertreiben (2). Es kam zu mehreren körperlichen Auseinandersetzungen zwischen dieser Nazigruppe und anderen Gästen. Mit der Situation konfrontiert, reagierte der Hyde Park mit Ignoranz. Aus internen Gesprächen mit ehemaligen Beschäftigten wissen wir, dass die Veröffentlichung der Vorfälle heruntergespielt wurden, die Opfer verhöhnt wurden und „die Antifa sich nicht so anstellen sollte“. Nach einer kurzen Intervention ist es danach ruhiger geworden. Es folgten Konzerte von Bands, die eher dem Linken- und Punkklientiel entsprechen; so traten u. a. Egotronic (2011), Antilopen Gang (2017) und Feine Sahne Fischfilet (2018) im Hyde Park auf. Egotronic und Feine Sahne Fischfilet gehören dem Hamburger Label Audiolith an. Audiotith wurden 2011 über die Vorkommnisse im Hyde Park informiert. Als Reaktion wurden den Hinweisgeber*innen Freikarten für das Konzert von Egotronic in Aussicht gestellt. Audiolith ist also sehr wohl bekannt, dass der Hyde Park in Osnabrück nicht die erste Wahl für Auftritte eher linken Künstler*innen ist. Trotzdem schickten sie die Musiker*innen von Feine Sahne Fischfilet zum Fürstenauer Weg nach Osnabrück. Eine aufmerksame Recherche des Bookings hätten die anstehenden Konzerte, von zumindest Krawallbrüdern, auffallen können und müssen.
Das jetzige Bekanntwerden der Konzerte von Frei.Wild und den Krawallbrüdern offenbart die Bereitschaft des Hyde Parks, sich noch weiter nach rechts zu öffnen als überhaupt zu tolerieren wäre. Die Kooperation mit Carlo Korte, der in der Vergangenheit häufiger mit Konzerten rechtsoffener und rechten Bands in Erscheinung getreten ist, lässt tief in das veränderte Weltbild der Betreiber*innen blicken. Carlo Korte veranstaltete u.a. bereits 2009 ein Konzert mit Frei.Wild in Osnabrück (3) und versuchte, ebenfalls 2009, ein Festival durchzuführen, welches eher als Braun- statt Grauzone bezeichnet werden kann (4). So sollten u.a. Indecent Exposure aufteten und mehrere hundert Besucher*innen anziehen. Dieses Festival konnte durch antifaschistische Intervention verhindert werden.
Ebenfalls brisant und erstaunlich ist, dass das Countdown, eine kleine unnütze Kneipe in der Osnabrücker Lohstraße, einem Supporterclub von Frei.Wild extra seine Türen öffnet, um den ausgewählten Gästen des Konzertes am 29. März einen warmen und willkommenen Aufenthalt ermöglicht.
Was nun?
Fragt die Betreiber*innen des Hyde Parks, warum sie sich zu einem grau-braunen Drecksladen verändert haben. Überlegt, ob der Hyde Park weiterhin ein Ort zum feiern für Euch sein kann. Fragt Euch beim Countdown das Gleiche. Fragt bei Audiolith nach, warum sie sich, wider besseren Wissens, für den Hyde Park entschieden haben. Fragt die genannten Bands zu ihrer Meinung. Macht den Hyde Park zum negativ-Stadtgespräch. Lasst Euch einfallen, wie Ihr Eurern Unmut Luft lasst und leider, sofern Ihr alternativ oder punkmäßig ausseht; Stellt Euch darauf ein, dass am 29. März in der Altstadt und im Umfeld des Hyde Parks unangenehme Menschen herumlaufen. Seid wachsam.
Antifaschistische Aktion Osnabrück [AAOS] 15. März 2018
(1) https://aaos.noblogs.org/text-archiv/2003-2/offener-brief-an-den-hyde-park/
(2) https://aaos.noblogs.org/text-archiv/2013-2/alando-club-neo-hyde-park-drei-diskotheken-das-gleiche-problem/
(3) https://aaos.noblogs.org/text-archiv/2009-2/carlo-es-reicht-schluss-mit-lustig/
(4) https://aaos.noblogs.org/text-archiv/2009-2/konzert-mit-rechtsrock-band-in-osnabruck-am-17-4-2009/