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Nazirandale nach Fußballspiel der Nationalmannschaft in Osnabrück

Anlässlich des unvermeidlichen Fußball-Länderspiels der deutschen Nationalmannschaft am heutigen Tag kam es am Osnabrücker Neumarkt zu Übergriffen und Pöbeleien durch etwa 30-35 Nazis.

Direkt nach der zu erwarteten Niederlage der deutschen Fußball Nationalmannschaft sammelten sich zuerst Fans der serbischen Mannschaft am Neumarkt. Kurze Zeit später kam es zu den ersten Auseinandersetzungen zwischen den feiernden serbischen Fans und organisierten Nazis aus dem Hooligan-Umfeld, die mittlerweile den Neumarkt erreicht hatten und sofort anfingen zu provozieren. Die Antwort auf die Provokationen der Nazis ließ nicht lange auf sich warten und die gesuchte Auseinandersetzung verlief ernüchternd für die deutschen Fans. Einem Nazi blieb, mit einer großen Beule am Kopf, nichts anderes übrig, als sich in einem nahe gelegenen Döner-Imbiss zu flüchten.
Die Eskalation ging mit Parolen wie: „Wehrmacht,Wehrmacht, Wer macht mit?“, „SS, SS, Es eskaliert!“, „SA,SA, Es artet aus!“, „Führer, Führer, Führerschein. Wer hat einen Führerschein?“, „Hier marschiert die NPD“ oder diversen „Sieg heil!“– Rufen einher. Auch durch Bemerkungen wie „Komm wir gehen Kanaken klatschen!“ lässt sich eine rassistische Intention der Deutschland-Fans kaum leugnen. Die 30 Nazis genossen die Unterstützung von etlichen „normalen“ Fans, die sich in ihrer Enttäuschung über die Niederlage „ihrer“ Mannschaft, den lautstarken Bekundungen zu Deutschland anschlossen und die Fans der serbischen Mannschaft beschimpften und beleidigten. Die Polizei versuchte mittels Pfeffer-Einsatz das Schlimmste zu verhindern und trennte die zwei Fangruppen voneinander. Die Nazi-Hools bewegten sich daraufhin in Richtung der stadtbekannten Szenekneipe „Johannisbeere“ um dort weiter ihre Parolen zu rufen und Serbien-Fans zu beleidigen. In diesem Zusammenhang kam es am Salzmarkt noch zu „Jagdszenen“ auf Serbien-Fans und nicht deutsch-aussehende Menschen.

Die Qualität der heute in Osnabrück gerufenen Parolen macht erneut deutlich, dass eine viel beschworene Trennung zwischen Fußball und Politik häufig nur ein Wunschtraum ist. Dieses gelingt weder beim örtlichen Zweitligisten noch in jeder anderen Spielklasse. Es waren die Leute heute pöbelnd auf der Straße die sich auch in verschiedenen lokalen Fangruppierungen bewegen und Spiel für Spiel im Stadion anzutreffen sind.

Der Fußball-Nationalismus hat sich heute mal wieder von seiner besten Seite gezeigt und verdeutlicht, was passiert, wenn sich Menschen an ihren Nationalfahnen festklammern und meinen, sie seien persönlich in ihrem Nationalgefühl beleidigt worden – nur weil die gegnerische Mannschaft besser spielt als die „eigene“. Dem nationalistischen Fan bleibt nichts anderes übrig eine Niederlage als persönliche Beleidigung zu sehen und durch eigenes Handeln für sich aus der Welt zu schaffen – am besten auf der Straße.

Osnabrück, den 18. Juni 2010