Skip to content


Die extreme Rechte und ihre Globalisierungskritik

Vom 6. – 8. Juni 2007 findet in Heiligendamm an der mecklenburgischen Ostseeküste der G8-Gipfel statt. Gegen dieses alljährlich stattfindende Treffen der sieben führenden Industrienationen und Russland formieren sich schon seit langem verschiedenste Bündnisse von GlobalisierungskritikerInnen, die das Treffen nutzen wollen um ihren Protest auf die Straße zu tragen. Auch die extreme Rechte beteiligt sich an den Protesten durch eine eigene Kampagne unter dem Motto: „GIB 8 – SOZIAL STATT GLOBAL“. Im Rahmen dieser Kampagne demonstrieren die Nazis im Vorfeld des G8-Gipfels am 2. Juni in Schwerin unter dem Motto: „Nein zum G8-Gipfel! Für eine Welt freier Völker“.

Hinter der Forderung nach ‚Freiheit der Völker’, welche so ähnlich auch in Teilen der Linken zu finden ist, verbirgt sich mit dem Ethnopluralismus eine rassistische und völkische Gesinnung. Diese Ideologie propagiert das Recht eines jeden vermeintlichen Volkes auf seinen Boden, auf seinen angeblich „artgerechten Lebensraum“. Um innerhalb dieses Lebensraum überlebensfähig zu sein, muss demnach jedes Volk alles Fremde ausgrenzen und ausmerzen. Das Ziel ist die Schaffung von Volksgemeinschaften, als völkisch abgeschottetes, ethnisch homogenes und autoritäres Gesellschaftssystem, indem neben MigrantInnen auch andere angebliche Volksschädlinge nichts zu suchen haben und alle individuellen Interessen hinter das nationale Gemeinwohl zurück zu treten haben und dementsprechend auch das Kapital der Nation und seinem Volk zu dienen hat.

Die sogenannte ‚Freiheit der Völker’ sieht die extreme Rechte durch die Globalisierung gefährdet, deren DrahtzieherInnen sie in der internationalen Hochfinanz ausmacht. Diese Annahme liegt in der rechten Kapitalismuskritik begründet, die unterscheidet in ‚gutes, schaffendes, nationales Industriekapital’ und in ‚schlechtes, raffendes, internationales Finanzkapital’. Hinter dem als negativ titulierten Finanzkapital steht gemäß der Theorie von der jüdischen Weltverschwörung ein geheimes Netzwerk, welches mit seinen langen Armen die Welt im Würgegriff halte und die nationalen Volkswirtschaften bedrohe. Dieses Netzwerk ist der antisemitischen Gesinnung nach vom internationalen Judentum beherrscht und wird immer wieder für die verschiedensten als bedrohlich empfundenen Veränderungen und Erscheinungen auf der Welt verantwortlich gemacht. Diese Weltverschwörungstheorie, welche auch Bestandteil des Nationalsozialismus war, verkennt die Mechanismen des Kapitalismus. Dem liegt ein zwanghaftes Produktions- und strukturelles Ausbeutungsprinzip zugrunde, nachdem sowohl die KapitalistInnen, als auch die lohnabhängig Beschäftigten zu handeln gezwungen sind. Dabei ist es völlig unbedeutend ob die Arbeitskraft einem international agierenden Konzern, oder einem kleinen deutschen Handwerksunternehmen verkauft wird. Das Prinzip bleibt das Gleiche. Eine radikale Veränderung der bestehenden Lebensverhältnisse kann dementsprechend nur durch die Abschaffung jeglicher Ausbeutungs- und Herrschaftsmechanismen, in Form von Überwindung der kapitalistischen Produktionsweise geschehen.

Eine weiterer Punkt der extrem rechten Globalisierungskritik ist ein plumper Antiamerikanismus, der neben dem Weltjudentum die imperialistische Außenpolitik der USA als verantwortlich für die Globalisierung brandmarkt. Dabei werden erneut die Strukturen und die Zwanghaftigkeit des bestehenden Systems außer acht gelassen, nach denen jede Nation ums eigene Überleben kämpft und zu aller erst den eigenen Interessen nach handelt, ganz egal ob es sich hierbei um die USA, Deutschland, Venezuela oder irgendeinen anderen Staat handelt. Dementsprechend gilt es die kapitalistische, aus Nationen bestehende Weltordnung zu kritisieren und nicht die USA als Verantwortliche für alles Übel in der Welt darzustellen. Viele Linke haben die Globalisierungskritik von Rechts bisher häufig als Populismus abgetan oder sie schlichtweg ignoriert. Einigen Gruppierungen aus dem globalisierungskritischen Spektrum würde allerdings eine Auseinandersetzung mit den Positionen der Nazis gut tun, würden sie doch in einigen Punkten erschreckende Ähnlichkeiten mit ihren eigenen Positionen finden, die sich teilweise in einer personifizierten und verkürzten Kapitalismuskritik sowie in plumpen Antiamerikanismus und Antizionismus erschöpfen. Auch diesen Inhalten gilt es eine klare Absage zu erteilen und eine emanzipatorische, progressive Position zu entwickeln und zu verwirklichen!

Antisemitismus und Antiamerikanismus bekämpfen!!!
Kapitalismus überwinden!!!
Her mit dem schönen Leben!!!

Redebeitrag für die 1. Mai Streetparade 2007