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Auswertung der Ereignisse rund um den Naziaufmarsch am 3. März 2012 in Münster

Antifaschistische Aktion Osnabrück [AAOS] 7. März 2012

Heute, ein paar Tage nach dem Naziaufmarsch in Münster, wollen wir ein Fazit aus unserer Sicht der Gegenproteste ziehen und zur Aufklärung massiver Polizeigewalt und Grundrechtseinschränkungen beitragen.

Am Samstag, den 3 März 2012 marschierten, von tausenden Polizisten beschützt, etwa 300 Nazis durch das Münsteraner Rumphorstviertel. Das dieser Aufmarsch von der Polizeiführung politisch gewollt war, zeigen die vielen Verletzten und Ingewahrsamnahmen, die Wahl der Mittel gegen unseren Protest, gegen den Protest vieler Münsteraner Anwohner_innen und schließlich die Schlussbilanz, die selbst die Polizei zieht.

Anreise aus dem Norden
Um 9 Uhr versammelten sich etwa 180-200 Antifaschist_innen um gemeinsam aus Osnabrück nach Münster zu fahren. Wie geplant nutzen wir den Zug über Rheine in Richtung Münster-Nord, um dort an der angemeldeten Kundgebung des „Keinen Meter den Nazis“ Bündnisses teilzunehmen. Begleitet von zivilen und uniformierten Polizeibeamt_innen erreichten wir gegen 9.45 den Bahnhof in Rheine. Dort erwartete uns eine BFE Hundertschaft aus Hessen, welche uns in den nächsten Zug begleitete. Während der Fahrt kam es zu Provokationen von Seiten der Polizei, Menschen wurde der Besuch der Zugtoilette verweigert bzw. erschwert und es kam zu ersten kleineren Rangeleien. Die Polizei nahm keine Rücksicht auf unbeteiligte Reisende und verängstigte mit ihrem Auftreten mitfahrende und unbeteiligte Kinder. Wir sind uns sicher: Diese Kinder wollen seitdem keine Bullen mehr werden. Herzlichen Glückwunsch und Danke!
Kurz vor unserem Zielbahnhof teilte uns die Polizei mit, dass wir alle in Münster-Sprakel aussteigen müssten, wir komplett kontrolliert und dann mit Bussen zum Hauptbahnhof gebracht würden. Wir jedoch wollten zur Kundgebung im Norden. Auf die Frage weshalb unser Versammlungsrecht eingeschränkt würde antwortete ein leitender Polizeibeamter: „Ich muss ihnen das nicht begründen.“ Die Unverhältnismäßigkeit der polizeilichen Mittel zieht sich wie ein braun/grüner Faden durch den Tag in Münster. Nachdem die Polizei alle Menschen, die auch nur ansatzweise nach Gegendemonstranten aussahen, mit Gewalt aus dem Zug prügelte, wurden alle umfangreich durchsucht, viele Personalien aufgenommen, abgefilmt, teilweise in Gewahrsam genommen und der Rest, begleitet von einem Polizeikonvoi in Shuttlebussen nun doch zur Kundgebung am Bahnhof Nord gebracht. Ob dieses das Ergebnis einer anwaltlichen Intervention war oder der Polizei doch aufgefallen ist, dass sie ganz schön scheiße ist und passend eben solche gebaut hat, werden wir nicht erfahren.
Die Bilanz aus Münster-Sprakel: Mehrere Verletzte, mehrere Ingewahsamnahmen, mindestens ein Platzverweis für das gesamte Stadtgebiet von Münster und am Ende waren wir doch da, wo wir hin wollten.
Die Polizei rechtfertigt ihren Einsatz und die Verletzten mit irgendwelchen Hinweisen die angeblich im Vorfeld vorlagen Laut diesen Hinweisen hätten wir ein gewalttätiges Aufeinandertreffen mit Nazis geplant. Unsere Ankunft in Münster-Nord wäre um 10.19 gewesen. Die Nazidemo begann um 12 Uhr. Das Argument ein Aufeinandertreffen geplant zu haben ist absolut lächerlich und vorgeschoben. Im Übrigen gab die Bundespolizei aus Osnabrück bekannt, dass wir bei der Abreise vollkommen friedlich waren.

Der Tag
Wir verweisen auf die Pressemitteilungen des „Keinen Meter den Nazis“ Bündnisses (http://keinenmeter.de.ms), möchten uns aber ausdrücklich bei den Münsteraner Strukturen, wie u.a. dem Ermittlungsausschuss, für die gute Betreuung der Gefangenen bedanken. Auch das Feedback der Anwohner_innen war weitestgehend positiv. Leider gab es aber auch tätliche Anfeindungen einiger Anwohner_innen der Stettiner Straße welche Angst um ihren Vorgarten hatten. Sie bedrängten Antifaschist_innen und beschützen ihre gutbürgerliche Gartenhecke mit allen Mitteln. Wir entschuldigen uns für entstandene Unannehmlichkeiten, jedoch keinesfalls bei diesen bürgerlichen Kackstelzen. Manchmal ist uns eine Hecke halt nicht so wichtig, als etwas gegen Nazis zu unternehmen. Bei denen ist das wohl anders. Wir jedoch – Wir scheißen auf eure deutsche Hecke und freuen uns schon darauf, das nächste Mal wieder drüber laufen zu können.

Abreise und Auseinandersetzung mit Nazis in Osnabrück
Nachdem am späten Abend alle Gefangenen freigelassen wurden, traten wir geschlossen die Rückfahrt nach Osnabrück an. Eigentlich eine unspektakuläre Fahrt, wäre da nicht noch eine körperliche Auseinandersetzung mit einigen Nazis am Osnabrücker Hauptbahnhof gewesen die gerade aus der Bahnhofskneipe kamen. Die einschreitende und überforderte Polizei krönte die Situation mit Kommentaren wie: „Ihr seid keinen Deut besser als die Nazis“. Wir stellen fest, dass sie es nicht kapiert haben und an der Parole: „Ich kann nichts. Ich bin nichts. Gib mir eine Uniform“ etwas dran sein muss. Denn im Gegensatz zu Nazis und im Gegensatz zur Polizei ermorden Antifaschist_innen keine Menschen. Setzen – Sechs!
Neben uns mussten auch die handvoll Nazis feststellen, dass sie sich nicht ohne Gegenwehr in Osnabrück bewegen können und wenn doch, dieses schmerzvoll für sie enden kann.

Schlusswort
Selbstverständlich kann man den Tag nicht als Erfolg werten. Es gab mehrere Leichtverletzte, mindestens einen Schwerverletzten, viele Fest- oder Ingewahrsahmnamen und die Nazidemo konnte, dank der bundesdeutschen Polizei, bis auf wenige Ausnahmen weitestgehend ungestört marschieren.

Was der Erfolg der Nazis und das Zuwirken der Polizei für Münster oder andere Städte bedeutet, können wir noch nicht abschätzen. Wir denken aber, dass die Polizei den Nazis ein „Herzliches Willkommen in Münster“ bereitet hat auf dessen Wiedersehen sie sich sicher freuen werden. Die Polizei hätte jederzeit eine Rechtfertigung gehabt den Naziaufmarsch abzubrechen. Sie entschied sich jedoch fürs hofieren der Nazis und dem Wegprügeln jeglichen Protestes. Wir hoffen, dass das generelle Verhalten der Polizei, die massive Polizeigewalt und die vielen Grundrechtseinschränkungen ein Nachspiel haben werden. Wir jedenfalls sind entschlossen, auch beim nächsten Naziaufmarsch unseren Protest mit allen Mitteln zu äußern. Wenn der Protest bisher noch nicht gereicht hat, werden wir das nächste Mal die Intensität erhöhen müssen.

Auch in Osnabrück hat die Demo der Nazis bereits im Vorfeld ihre Schatten gezogen. Nazis versuchten durch Aufkleber und Plakate auf ihre Demo aufmerksam zu machen. Diese Versuche gerieten jedoch kaum in die öffentliche Wahrnehmung da sie bereits im Keim erstickt wurden.

Wir wünschen den Verletzten alles Gute und baldige Genesung. Allen von Repression Betroffenen übersenden wir unsere Solidarität. Ihr seid ein Teil von uns!

Siamo tutti antifascisti!
Alerta antifascista!

Antifa Osnabrück