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NOZ: Fremdenfeindliche Türsteher im Neo?

NOZ-8.4.2013Fremdenfeindliche Türsteher im Neo?

Neue Hafendiskothek weist Besucher trotz Eintrags auf der Gästeliste ab

Osnabrück. Sie fuhren 130 Kilometer von Bremen nach Osnabrück, um hier am Ostersamstag in der angesagten Hafendiskothek Neo zu feiern. Am Einlass die böse Überraschung: Trotz Eintrags auf der Gästeliste wies der Türsteher die fünf Besucher ab. Diese vermuten blanke Willkür. Der Club nennt das Konzept.

Filiz Sivrel hatte vorgesorgt. Weil ihr bester Freund, 32, Flugzeugbau-Student und gebürtiger Kosovo-Albaner, „wegen seines südländischen Aussehens“ schon mehrfach in Diskotheken abgeblitzt war, nahm die 30-Jährige vorab Kontakt mit dem Neo auf. Sie schilderte per E-Mail ihre schlechten Erfahrungen andernorts und bat freundlich um Aufnahme auf die Gästeliste.

Die schriftliche Bestätigung des Clubs, der einen problemlosen Einlass versprach, war jedoch das Papier nicht wert, auf dem Sivrel sie ausgedruckt und dem Türsteher gezeigt hatte. Als die Gruppe gegen 23.30 Uhr an der Trend-Location an der Pagenstecherstraße ankam, war der Eingang zugleich Endstation.

„Das ist eine bodenlose Frechheit“, sagt Filiz Sivrel. „Diese Unverschämtheit hat uns den ganzen Abend verdorben! Hunderte Kilometer im Auto für nichts – trotz fester Zusage.“ Für die blonde Türkin, in Bremen geboren und zuletzt jahrelang in Osnabrück wohnhaft, ist die Sache klar: Im Neo haben ausländische und fremd wirkende Gäste schlechte Karten. „Dabei sind wir ganz normale Leute, haben sogar deutsche Pässe, die wir hinterlegen wollten.“ Sie seien weder betrunken noch unpassend gekleidet gewesen, sagt Sivrel. Als sie sich in der Folge beim Neo-Club beschwerte, bekam sie zur Antwort, „dass ein Teil der Gruppe definitiv nicht zur Gästestruktur gepasst“ habe. Deshalb sei der Einlass verwehrt worden.

Lose Zusagen, allmächtige Türsteher: in dem erst seit Mitte Dezember geöffneten Club offenbar an der Tagesordnung. Der Neuen OZ liegen Informationen vor, dass sich auch Tischreservierungen im angeschlossenen Restaurant als unverlässlich erwiesen, weil die angemeldeten Besucher – darunter immer auch Menschen mit ausländischen Wurzeln – bereits an der Pforte aussortiert wurden. Und zwar aus nicht nachvollziehbaren Gründen, wie uns ein Leser am Beispiel seines gescheiterten Besuchs von vor wenigen Wochen schildert: Ein Neo-Mitarbeiter sei durch die geschlossene Gruppe geschritten und habe sie scheinbar wahllos eingeteilt: die einen nach links, die anderen nach rechts. Am Ende hätte die eine Hälfte hineingedurft, die andere nicht. Als „respektlos und erniedrigend“ habe er das empfunden, so der Leser.

Er und seine Freunde hätten geschlossen auf dem Absatz kehrtgemacht. „So lassen wir nicht mit uns umgehen.“ Proteste seien kalt lächelnd abgebügelt worden. Statt Erklärungen zu liefern, habe es lapidar geheißen, man sei neu und könne sich ein derart restriktives Vorgehen erlauben.

Angesprochen auf den jüngsten Vorfall um die Gruppe von Filiz Sivrel, bedauert Neo-Marketingmann Florian Kohlhuber zwar das abrupte Ende des Abends für die Bremer. „Wegen der weiten Anreise ist das ein bisschen schade.“ Fremdenfeindliche Motive bei der Einlasskontrolle weist er jedoch zurück. Das Neo habe „ein gemischtes Publikum aus aller Herren Länder“, beschäftige zudem „viel ausländisches Personal“. Davon könne sich jeder auf Fotos im Internet selbst überzeugen.

Der Club (über 8000 Facebook-Fans) lege auch keinen Wert auf einen bestimmten Dresscode, erklärt Kohlhuber. Zu schicke Kleidung könne beim Einlass sogar hinderlicher sein als zu sportliche. Der „Selekteur“ oder „Concierge“, wie der Marketingmann die höchste Kontrollinstanz im Neo nennt, achte auf einen ausgewogenen Anteil von Frauen und Männern. Wer alkoholisiert sei, bleibe ebenfalls draußen.

„Entscheidung der Geschäftsführung ist, dass das Team am Eingang das letzte Wort über Zutritt oder Abweisung hat. Und wir sind mit der Arbeit unserer Jungs an der Tür gut zufrieden“, sagt Kohlhuber. Ein Eintrag auf der Gästeliste sei im Neo eben keine Garantie für ungehinderten Eintritt, ebenso wenig die Online-Reservierung von Logen. Hinter dieser Unverbindlichkeit stecke Methode, so Kohlhuber. „Das ist ganz neu für Osnabrück. So wie wir arbeitet noch kein anderer Laden.“

Zum Fall Sivrel könne er nichts weiter sagen, außer dass der Grund für die Abweisung nicht bei den beiden Frauen der Gruppe zu suchen sei, sondern bei „einem gewissen Teil“ der drei Männer, die Filiz Sivrel begleiteten. „Insgesamt ist das aber nicht so schlimm mit der Türpolitik bei uns“, beteuert der Neo-Sprecher. Man sei sich darüber im Klaren, dass der „Selekteur“ – ein Mann mit hochhackigen Schuhen ohne Absatz, kantiger Brille im Gesicht und Tablet-Computer unter dem Arm – polarisiert und „eine auffällige Person ist, über die Osnabrück spricht“. Grundsätzlich sei es jedoch oberstes Anliegen des Clubs, „unseren Gästen mit aller Macht einen wunderschönen Abend zu bereiten“.

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