Antifaschistische Aktion Osnabrück [AAOS] 19. Juli 2012
Die NPD ist derzeit mit ihrem Tross und den wichtigsten Parteivorsitzenden auf großer „Deutschlandfahrt“ um ihre rassistische, sexistische und antisemitische Hetze zu verbreiten. Diese Tour soll sie innerhalb eines Monats durch 52 verschiedene Städte in ganz Deutschland führen und beim Pressefest des Deutsche-Stimme-Verlages enden. In den letzten Tagen machten die Nazis dabei bereits halt in Städten wie Hannover, Wolfsburg, Bremen, Kiel, Hamburg usw. In allen Orten wehte ihnen ein rauer Wind entgegen, welcher ihnen zu fühlen gab, dass sie ganz und gar nicht willkommen sind. In Delmenhorst kam es dabei sogar zu einem Steinschlag und damit zu einer Beschädigung des sogenannten „Flaggschiffes“ der NPD.
Erst am Montag dieser Woche verdichteten sich die Hinweise, dass die NPD auf ihrer Tour auch in Osnabrück halt machen will. Doch dies schien bis Mittwochmorgen nicht bei den örtlichen Behörden angekommen zu sein. Erst am Mittwochnachmittag wurde gegenüber der Neuen Osnabrücker Zeitung zugegeben, dass eine Anmeldung für Osnabrück vorliegt. Doch da hatte auch bereits die NPD selber den Termin auf ihrer Facebook- und Internetseite bestätigt.
Für die Stadt schien dabei von Vornherein klar zu sein, dass ein Platz für die Nazis gefunden werden muss, obwohl die Stadt auf Grund des Turnfestest, welches am Wochenende in Osnabrück stattfinden soll, bereits total überfüllt mit sich im Aufbau befindenden Bühnen und Infoständen ist. Die Wahl viel dabei, auf den laut Stadt Osnabrück, einzig freien Platz, den Bahnhofsvorplatz. Ein für die Nazis der NPD sicher nicht uninteressanter Standpunkt.
Dem antifaschistischen und bürgerlichen Widerstand, der sich nach dem Verbreiten der Information schnell bildete, wurde von Seiten der Polizei recht deutlich gemacht, dass sie und die Stadt Osnabrück den Infostand der NPD mit allen Mitteln durchsetzen wollen. So wurde in der NOZ von einem Großaufgebot der Polizei und einem weiträumig abgesperrten Kundgebungsort berichtet.
Am heutigen Donnerstag kam es bereits ab 9 Uhr zu ersten Absperrungen seitens der Osnabrücker Bereitschaftspolizeihundertschaft am Bahnhof um sich evtl. bildenden Protest von dem Kundgebungsort fern zu halten. Und auch die gesamte vorherige Nacht über wurde der bereitgestellte Platz von der Polizei bewacht.
Die Nazikundgebung wurde offiziell von 15:30 bis 16:30 Uhr durch die Stadt Osnabrück genehmigt und den Faschos sogar noch jeweils eine halbe Stunde zum Auf- und Abbauzeit zugestanden. Angemeldet wurde der Spuk dabei für 15 – 25 Teilnehmer_innen.
Bereits am Morgen machten die NPD in Oldenburg halt, wo sie bereits lautstark von ca. 350 Gegner_innen in Empfang genommen wurde.
Als um ca. 15:00 Uhr der NPD-Tross, bestehend aus einem LKW und einem Van mit Berliner Kennzeichen, in Osnabrück eintraf, hatten sich bereits ca. 200 Menschen aus allen Spektren auf der anderen Seite der „Hamburger Gitter“ eingefunden um den Nazis einen unschönen Empfang zu bereiten. Die Masse an Menschen wuchs dabei stetig an und hatte mit 300 – 350 Teilnehmer_innen, einen für die Kürze an Mobilisierung beachtlichen Höchststand erreicht. Dabei wurde es den massiv aufgefahrenen und in voller Kampfmontur bekleideten Polizisten schnell zu laut und so wurden kurzerhand sämtliche elektronischen Akustikgeräte durch die eingesetzten Beamten verboten. Doch dies machte sich bei der Kreativität der Nazigegner_innen nicht weiter bemerkbar. Mit Trillerpfeifen und Stimmbändern wurden die Nazis übertönt und ihnen mit Transparenten gezeigt, dass sie ganz und gar nicht willkommen waren und sind. Leider fehlte die letzte Entschlossenheit um den Aufmarsch ganz abzusagen, was aber auf Grund des großen Aufgebots an „Staatsmacht“ nicht verwunderlich erschien.
Nach gut einer Stunde voller menschenfeindlichen Rede und Tonbandbeiträgen packte die NPD, die nur mit abgezählten 15 ewig Gestrigen anwesend war, ihren LKW und war so schnell verschwunden wie sie aufgetaucht war. Und auch dabei wurden Proteste weiträumig von den Faschist_innen ferngehalten, so dass es leider für keiner der anwesenden Antifaschist_innen möglich war, den Nazis direkt ins Gesicht zu sagen, was von ihnen gehalten wird.
Für uns bleiben nach dem heutigen Tag ein paar Fragen offen. Warum versuchen Behörden und Polizei einen rechten Aufmarsch in Osnabrück so lange wie möglich geheim zu halten? Warum ist die Stadt Osnabrück, welche sich selbst als Friedensstadt betitelt, um jeden Preis gewillt einen rechten „Aufmarsch“ möglich zu machen und warum schützen Bullen mit einem so riesen Aufgebot einen winzigen Haufen Faschist_innen, während antifaschistischer Widerstand strukturell kriminalisiert wird?
Für uns gibt es dabei nur eine Antwort: Auch nach dem langsamen Sichtbarwerden von Verstrickung zwischen Staat und Nazis, dem Rechten Terror von NSU und Unterstützer_innen, ist und bleibt der Staat Deutschland und seine Bedienstete auf dem rechten Auge blind.
Weitere Bilder bei Recherche-Nort unter: recherche-nord.vom