Brief an den „Hyde Park“ Osnabrück
Betreff: Böhse Onkelz
Sehr geehrte Damen und Herren,
wie wir erfahren haben sollen am 06.07.03 im Hyde Park die ,,Böhsen Onkelz“ (BO) ein Konzert geben. Das Verhalten und die Einstellung der BO zu ihrer rechtsextremen ,,Vergangenheit“ sollte jedem Menschen der Konzerte veranstaltet bekannt sein, desweiterem auch welch ein Publikum diese Musikgruppe infolgedessen anzieht. Dieses Wissen kann nur zu einer klaren Distanzierung von den BO und zu einer Absage von Konzerten führen, vorrausgesetzt man möchte Faschisten und ihrer Ideologie keinen Raum geben.
Um ihnen den Charakter der BO und einem teil ihrer Fans noch einmal zu verdeutlichen, wird im folgenden Text auf den scheinheiligen Bruch mit dem Rechtsextremismus und dem Klientel, welches die Band bedient, eingegangen. Im Anhang befindet sich eine Kopie der Klageabweisung der taz (www.taz.de/pt/.etc/nf/onkelz), die von den BO auf Unterlassung verklagt wurden, da die taz diese als ,,berüchtigte rechtsradikale Band“ bezeichnet hat. Dieser Klageabweisung wurde am 15.05.01 vom Landgericht Berlin stattgegeben.
Allen (nicht) Statements der BO zum Trotz sind und bleiben sie eine rechtsextreme Band. Den frühen Liedern z.B. ,,Türken raus“ oder ,,Deutschland den Deutschen“ ist der rassistische und rechtsextreme Inhalt nicht abzusprechen, auch wenn der Anwalt der BO, diesen Stücken gern den politischen Charakter aberkennen möchte und sieh als Jugendsünden bezeichnet. Es soll nur gegen Türken gehetzt worden sein, weil die Bandmitglieder, in Vergangenheit ständige Auseinandersetzungen mit ,,Gangs“ dieser Nationalität hatten. Wer diesen Worten glauben schenken möchte muß aber die Augen vor dem antisemitischen Inhalt des Textes ,,Türken raus“ schließen (s. Anh. S. 4), sowie vor dem nationalistischen Gehalt von ,,Deutschland den Deutschen“ (ebd. S.7). In den älteren Liedern wird Antisemitismus, Rassismus, Sexismus, Nationalismus und Gewalt propagiert und dieser Tatsache ist der politische Gehalt nicht im geringsten abzusprechen. Auch in nicht nur auf Demotapes veröffentlichten Liedern, wie z.B. ,,Frankreich 84″, welches von der Fußballweltmeisterschaft handelt, sind klare rechte Ressentiments zu finden(ebd. S.4).
Desweiteren sind in den meisten (jüngeren) Liedern reaktionäre Geschlechterbilder (männliche Dominanz), sowie ein ständiger Kampfzustand gegen nicht näher definierte Gegner zu finden. Gerade dieses, sowie das autoritäre Menschenbild welches in den Texten zum Ausdruck kommt, sind fester Bestandteil faschistischer Ideologie.
Alle Distanzierungen von den alten Songs, sowie von Gewalt sind zweideutig. So wird z.B. in dem Lied ,,Deutschland im Herbst“ auf dem ,,Weißen Album“ von ,,brauner Scheiße“ gesungen. Diese vermeintliche Positionierung wird aber sofort wieder durch die Gleichstellung der Themen der lügenden Regierung und durch die Lügen über die BO im gleichen Song, aber auch durch die faschistoiden Lieder auf dem selbem Album relativiert. Auch lassen sich in vielen Texten ständig Anknüpfungspunkte zu ihren alten Stücken finden. Wenn z.B. in ,,Mexico“ über Doc Martens gesungen wird, bezieht sich dieses auf das gewaltverherlichende Stück ,,Dr. Martens Beat“ vom Album ,,Der nette Mann“ und der restliche Text muß in diesem Kontext interpretiert werden. Auch wird in ihren Songs immer betont, dass die BO sich nicht verbiegen lassen (,,ein Onkel fügt sich nie“, ,,wir sagen was sich keiner traut“ [beides ,,Meister der Lügen“], ,,Ich gehöre meinen Worten, Meinen Worten, meinen Liedern“ [aus ,,Ich mache was ich will“], etc.). Auch ist das Statement der Band vor dem Auftritt bei einem Konzert ,,Rock gegen Opfer rechter Gewalt“ in Bremen eindeutig zweideutig. So stellten die BO fest, dass es kein ,,Rock gegen Rechts“ ist, da sie die Polarisierung von links und rechts nicht weiter bringt. Aber gerade diese Gleichsetzung von links und rechts ist Strategie der extrem Rechten ihr Gedankengut zu legitimieren (vergl. Anh. S.11).
Somit ist es auch nicht verwunderlich das gerade in Rechtsextremenkreisen die BO Kult waren, sind und bleiben. Nicht zufällig wirbt die National Demokratische Partei Deutschland (NPD) für ihre Konzerte und benutzt diese gezielt für ihre Rekrutierung (ebd. S.2). Eine Option, die die rechtsextreme Szene in und um Osnabrück sicherlich auch nicht an sich vorbeigehen lassen wird. Desweiteren sind auch rechte Übergriffe nach den Konzerten keine Seltenheit (so geschehen z.B. in Bremen im Oktober 1998). Die möglichen Konsequenzen für den ,,AZ-Wagenplatz“ in der nähe des Hyde Parks sind leicht abzusehen, wenn einige hundert Meter weiter Nazis feiern. Schon einmal wurde der Bauwagenplatz von Faschisten und Hooligans angegriffen, damals im Juli 2002 noch in nähe des Jugendzentrums Ziegenbrink. Der Angriff ging von einer Geburtstagsparty im Ziegenbrink aus, kaum verwunderlich, dass an diesem Abend auch Lieder der BO zu hören waren.
Die Onkelz haben ihren festen Platz in der Rechten Szene. Ihre (nicht) Distanzierungen und ihre Selbstbetitelung als Opfer von Medien und Regierung sind ihren Verkaufszahlen und Kultcharakter nur förderlich. Durch ihren finanziellen Erfolg ist auch zu erklären warum Virgin sie unter Vertrag genommen hat, MTV sie im Fernsehen spielt, verschiedene Einkaufsketten ihre Platten (wieder) verkaufen oder aber verschiedenste VeranstalterInnen mit ihnen Konzerte organisieren. Natürlich ist dieses den BO bewußt und um ihren Anschein auch weiterhin zu wahren, untersagen die BO sogar Fotografien von ihren Konzerten, auf denen eindeutig Nazis zu erkennen sind, zu veröffentlichen (ebd. S.3) oder gehen mit Klagen gegen kritisch berichtende Medien vor.
Auch sind vorgeschobene Einlaßkontrollen kein Mittel für eine Legitimation der Konzerte der BO. Denn erstens ist nur ein geringer Teil der Nazis an ihrem Äußeren zu erkennen und des weiteren verschleiert dieses nur die ungebrochene Kontinuität der BO.
Aufgrund der oben genannten Tatsachen, fordern wir Sie auf den BO eine Absage für das geplante Konzert zu erteilen. Es ist nicht hinzunehmen das im Hyde Park oder sonstwo den Faschisten eine Möglichkeit gegeben wird ihrer Ideologie Ausdruck zu geben und Raum zum gemeinschaftlichen feiern gestellt wird. Dieses kann auch nicht im Sinne der Besucherinnen und Besucher Ihrer Diskothek liegen. Wir bitten auch in Ihrem eigenen Interesse um eine baldige Entscheidung und Rückmeldung.
Mit freundlichen Grüßen,
Antifaschistische Aktion Osnabrück
14. Mai 2003