Flyer zur Demonstration am 17.7.2009 in Osnabrück
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FIGHT BACK! – Erneuter Mordversuch von Nazis
In den frühen Morgenstunden des 12. Juli schlugen Nazis in Berlin – Friedrichshain den 22jährigen Studenten Jonas K. fast zu Tode. Wie es genau zu dem brutalen Übergriff gekommen ist, ist noch nicht abschließend geklärt. Fakt ist, dass es zu einem Streit zwischen dem Opfer und vier Nazis gekommen ist. Die bereits wegen Gewalttaten vorbestraften 20 bis 26jährigen Täter schlugen ihr Opfer zu Boden und traten unzählige Male auf seinen Kopf ein. Selbst als er schon bewusstlos war, traktierten sie weiter seinen Kopf mit Tritten.
Während drei von ihm abließen und den Übergriff filmten, zerrte der vierte den Bewusstlosen mit der Absicht, ihm mit einem „Bordstein-Kick“ Schädel und Kiefer zu zertrümmern, in Richtung Bürgersteig. Doch da dem Täter der Bewusstlose zu schwer war, legte er ihn auf dem Fahrradweg ab, positionierte dessen Kopf mit dem Gesicht zum Beton und trat ihm massiv auf den Schädel. Selbst als die Polizei eintraf, trat er immer noch auf dessen Kopf ein.
Nun sitzen die vier Nazis wegen versuchten Totschlags in Untersuchungshaft. Allerdings wird auch gegen das Opfer selbst, sowie gegen einen Zeugen, wegen gefährlicher Körperverletzung ermittelt. Die Polizei verhält sich so, wie es von ihr zu erwarten war. Sie spielt den Mordversuch als eine alltägliche Auseinandersetzung zwischen Linken und Rechten herunter und relativiert so die Schwere dieser Tat und all die anderen Übergriffe von Nazis, denen Menschen, die nicht in ihr Weltbild passen, ausgesetzt sind. Die Polizei schiebt auch hier dem Opfer eine Mitschuld zu, indem sie behauptet, dass er die Nazis durch seinen Kleidungsstil provoziert haben soll.
Menschen müssen wohl erst eine Uniform tragen, wie im Fall Mannichl, bevor die Öffentlichkeit bemerkt, dass Nazis immer gewalttätiger werden und auch Morde in Kauf nehmen.
Die zunehmenden Nazi-Morde im Ausland (besonders in Osteuropa, Russland und Griechenland) dienen auch hier in Deutschland dazu, die Hemmschwelle zu schweren Gewalttaten gegenüber Andersdenkenden wie z.B. Linken, Homosexuellen und Migrant_Innen zu senken.
Als Rückzugsort für die Gewalttäter_Innen, wie auch für den Täter, der in Dresden eine Migrantin im Gericht ermordet hat, dienen die rund um rechtsradikale Parteien oder freie Kameradschaften bestehenden und geduldeten Strukturen.
So bieten auch die organisierten Nazi-Strukturen in und um Osnabrück Rechten einen Handlungsraum, um ihr menschenverachtendes Weltbild zu festigen und auszuleben. Besonders im ländlichen Gebiet, wie z.B. im gesamten Südkreis, werden sie auf Schützen- und Volkfesten aller Art geduldet und werden zum Teil eines gesellschaftlichen Gesamtbildes. Andersdenkende werden als störende Exoten oder als Bedrohung wahrgenommen und diffamiert, ausgegrenzt oder sogar ermordet. Häufig dienen szenenahe Kneipen und Diskotheken, Nazigeschäfte und die Bildung von sog. „No-Go-Areas“ den potentiellen Gewalttäter_Innen als Rückzugs- und Organisationsorte.
Wie häufig zu erleben, muss erst eine solch schwere Straftat wie in Berlin passieren, bevor die Strafverfolgungsbehörden eine politische Motivation zugeben. Über alltägliche Übergriffe wird lieber geschwiegen, um nicht ein strukturelles rechtes Problem zugeben zu müssen.
Der erneute Mordversuch und das darauf folgende Verhalten von Polizei und Presse, hat erneut klar gezeigt, dass diesem „Normalzustand“ mit allen Mitteln entschlossen entgegenzutreten ist.
Öffentlichkeit herstellen!
Rechte Strukturen angreifen und zerschlagen!