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Alando, Club Neo, Hyde Park – Drei Diskotheken, das gleiche Problem

Alando, Club Neo, Hyde Park – Drei Diskotheken, das gleiche Problem

Nachdem es im Dezember 2012, nach 2002 durch unserer Öffentlichkeitsarbeit (1), erneut zu einer regen öffentlichen Berichterstattung um die rassistische Einlasspolitik des Alando gekommen ist (2) und im April 2013 der neue Club Neo wegen möglicher Rassismusvorwürfe  in öffentlicher Kritik stand (3), rücken wir nun die Osnabrücker Kult-Diskothek Hyde Park in den Fokus.

Die Vorwürfe gegen das Alando und Neo sind begründet, aber schwer zu belegen. Nur schwierig ist den Betreiber_innen belegbar vorzuwerfen, dass sie Menschen aufgrund äußerlicher Merkmale abweisen. Rassismus findet hier meist verdeckt und selten für Außenstehende wahrnehmbar statt. Für Betroffene selbst bedeutet Ausgrenzung aber eine elementare und psychische Belastung. Keine Frage; in beiden Clubs findet Rassismus statt, ob an der Tür oder in den Köpfen.

Die Entwicklung im Hyde Park geht eine Stufe weiter. Seit einigen Wochen erreichen uns Mails von Menschen, die im Hyde Park von Nazis angepöbelt und körperlich angegriffen wurden. Wir haben uns mit Betroffenen getroffen, Gespräche geführt und die Aussagen verifiziert. Für uns stand fest, dass es einer Reaktion bedarf. Nach mehreren erfolglosen Versuchen den Hyde Park aufzuklären und in Kontakt zu treten, richten wir uns nun an die Öffentlichkeit.

An fast jedem Wochenende feiern Nazis im Hyde Park. Regelmäßig kommt es dabei zu körperlichen Auseinandersetzungen in denen Nazis offensichtlich Andersdenkende oder Punks anpöbeln oder angreifen. Oft bleibt Betroffenen nur die Suche nach Hilfe bei den hauseigenen Sicherheitskräften oder die Flucht. Doch auch die Reaktion der Sicherheitskräfte des Hyde Parks ist alles andere als befriedigend. Anscheinend hat es sich bei ihnen noch nicht rumgesprochen, dass „moderne“ Nazis weder Springerstiefel noch Bomberjacken oder Glatzen tragen, sondern sich bewusst unauffällig im öffentlichen Raum bewegen. Auch bei der Aufklärung über neue Erscheinungsformen von Nazis, haben wir dem Hyde Park Unterstützung und Aufklärung angeboten, die ebenfalls ignoriert wurde. Die Sicherheitskräfte spielen die Auseinandersetzungen herunter, entpolitisieren diese oder sie sind ihnen schlichtweg egal.

Der Hyde Park hat in Osnabrück, aufgrund seiner Geschichte im Gegensatz zu anderen Clubs eine besondere Stellung. 1976, als unkommerzielle und alternative Location gegründet, entwickelte er sich, nach mehreren Umzügen, zu dem was er heute ist. Eben – nichts besonderes mehr. Spätestens aber nach dem Auftritt der umstrittenen Böhsen Onkelz am 6. Juli 2003 (4) hat der Hyde Park jeglichen linken Ruf und alternativen Charme seiner Vergangenheit verloren. So bleibt die logische Konsequenz, dass sich Nazis im Hyde Park wohlfühlen, ungestört feiern und pöbeln können und Opfer faschistisch motivierter Angriffe alleine gelassen werden.

Aufgrund der Ignoranz des Hyde Parks und der aktuellen Entwicklung, bleibt uns nichts anderes übrig, als die Öffentlichkeit vor einem Besuch als nicht-Nazi zu warnen und bitten einen (erneuten) Besuch wohlüberlegt durchzuführen, bis sich der Hyde Park offen gegen Nazis positioniert und wieder einen Raum schafft, in dem sich Nazis nicht wohlfühlen können.

Wir werden nicht schweigen, sondern die Entwicklung kritisch beobachten und mit erforderlichen Mitteln handeln, wenn es notwendig ist.

 

Antifaschistische Aktion Osnabrück [AAOS]
23. Mai 2013

 

(1) http://aaos.noblogs.org/text-archiv/2002-2/das-alando-eine-typisch-deutsche-disco/
(2) vgl. Neue Osnabrücker Zeitung vom 4. und 5. Dezember 2012, „Abgewiesen – wegen der Hautfarbe“
(3) vgl. Neue Osnabrücker Zeitung vom 8. April 2013, „Fremdenfeindliche Türsteher im Neo?“
(4) http://aaos.noblogs.org/text-archiv/2003-2/offener-brief-an-den-hyde-park/